
Foto: Wolfgang Detemple
Für Kevin Teipel hat sein ehrenamtliches Engagement als Prüfer gleich mehrere Vorteile: Er kann die berufliche Weiterbildung aktiv mitgestalten, sich in einem großen Netzwerk mit anderen Prüferinnen und Prüfern austauschen und nicht zuletzt „macht mir der Kontakt zu den Prüflingen sehr viel Spaß“, wie der 33-jährige Werler betont. Seit 2019 ist er Mitglied in den IHK-Prüfungsausschüssen Wirtschaftsfachwirte, Industriefachwirte und Betriebswirte.
„Ich habe während meiner eigenen beruflichen Ausbildung so viele Prüfungen und damit Prüferinnen und Prüfer erlebt, die mir fachlich und menschlich sehr viel Positives entgegengebracht haben, dass ich davon etwas zurückgeben möchte“, sagt Kevin Teipel zu seiner Motivation, sich ehrenamtlich in Prüfungsausschüssen zu engagieren. Er selbst ist nach seinem Abitur mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann gestartet. „Mir ist es wichtig gewesen, direkt mit dem Einstieg ins Berufsleben viel Praxisbezug zu bekommen. Eine duale Berufsausbildung kann ich jedem nur empfehlen.“
Zeit für Ehrenamt nehmen
Danach ging es für ihn weiter mit einem dualen Bachelorstudium im Bereich Mittelstandmanagement, an das er dann – ebenfalls dual – einen Masterstudiengang im Finanzmanagement und Controlling anschloss. Seit fünf Jahren arbeitet er nun in der Unternehmensberatung BPO Consult GmbH, in der er inzwischen Geschäftsführer ist und Kunden im Bereich der Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen berät.
Zeit für ehrenamtliches Engagement nehme er sich gerne, sagt Teipel. „Außerdem kann man sich die Arbeit in einem Prüfungsausschuss gut einteilen und Präsenztermine werden mit viel Vorlauf abgestimmt.“ Zu den Aufgaben gehören die Prüfungsvorbereitung, die Korrektur von schriftlichen Arbeiten und Projektarbeiten sowie die Abnahme von mündlichen Prüfungen. Vier bis fünf Präsenztage in der IHK pro Ausschuss, so der 33-Jährige, seien absolut machbar und bei Aufgaben wie der Vorbereitung von Prüfung und dem Korrigieren sei man ohnehin sehr flexibel in der Zeiteinteilung. Zudem könne jedes Mitglied sein Fachwissen in die Ausschussarbeit einbringen, man werde als „Neuling“ sehr gut eingearbeitet und Teil eines Teams.
„Besonders viel Spaß macht mir aber der Kontakt mit den Prüflingen, weil sie alle individuell sind, immer eigene Lebensgeschichten und Beweggründe mitbringen, warum sie sich für eine Weiterbildung entschieden haben. Davor habe ich großen Respekt“, sagt Kevin Teipel. Außerdem gehen die Prüflinge ganz unterschiedlich mit der Prüfungssituation um: Manche sind entspannt, manche nervös, manche ängstlich. „Es ist wichtig, dass wir auf diese unterschiedlichen Emotionen eingehen und zum Beispiel versuchen, die Angst zu nehmen“. Deshalb sei es wichtig, dass Prüferinnen und Prüfer nicht nur fachlich kompetent sind, sondern auch soziale Kompetenzen wie Empathie mitbringen, kommunikationsstark und bereit sind, Neues zu lernen, so Teipel.
Eigenen Horizont erweitern
Immer ein besonderes Erlebnis sei es, wenn die Prüferinnen und Prüfer Erfolgsgeschichten hautnah miterleben. Besonders in Erinnerung geblieben ist Kevin Teipel die Prüfung einer Frau mit Migrationshintergrund geblieben. Sie war erst wenige Jahre zuvor nach Deutschland gekommen, habe in dieser Zeit die deutsche Sprache nahezu perfekt gelernt und dann auch noch eine sehr gute Prüfung abgelegt. „Das war ausgesprochen beeindruckend.“
Darüber hinaus habe man als Mitglied in einem Prüfungsausschuss immer auch die Möglichkeit, sich selbst weiterzuentwickeln und in dem Netzwerk seinen Horizont zu erweitern. „Deshalb ist es auch für Unternehmen interessant, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Arbeit in einem Prüfungsausschuss zu begeistern und freizustellen“, sagt Kevin Teipel. „Dadurch kommt frisches Know-how ins Unternehmen und möglicherwiese haben die Betriebe dadurch einen noch besseren Blick dafür, wie sie auch das eigene Personal weiterbilden könnten. Das ist gerade in Hinsicht auf den Fachkräftemangel eine wertvolle Perspektive und ein direkter Mehrwert für Unternehmen.“