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Neuanfang in siebter Generation Wer früher ins „Hotel und Restaurant Menge“ kam, merkt heute sofort: Hier hat sich etwas verändert. Das Haus trägt jetzt den Namen „weila“ – eine Kombination aus dem altdeutschen „Weiler“ für Dorfgemeinschaft und „Weil Arnsberg“, als klares Bekenntnis zur Heimat. Dahinter steht Friederike Menge, die das Hotel in siebter Generation übernommen und neu ausgerichtet hat.
A Man sollte sich nicht
von seinem
eigenen Ehrgeiz
überrollen lassen und den Weg der
Vorgängergenera-
tion wertschätzen. Friederike Menge
ls Friederike Menge nach zehn Jahren in ihre Heimat zurückkehrte, war keineswegs klar, dass sie den Familienbetrieb übernehmen würde. Nach Stationen in Hamburg, London, Kopenhagen und einem Studium im Hotelmanagement kam sie zunächst für eine „Testphase“ zurück. „Ich wollte herausfinden: Komme ich mit dem Leben hier in Arnsberg klar? Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit meinen Eltern?“ Ein halbes Jahr probierte sie sich aus, ohne feste Aufgaben zu übernehmen. „Das war schon eine Herausforderung. Ich wollte mich einbringen, aber auch nicht zu viel übernehmen, denn was, wenn ich am Ende doch wieder gehe?“ Doch dazu kam es nicht, denn Anfang 2020 stand fest: Friederike Menge möchte das Hotel übernehmen. Kurz darauf kam jedoch die Corona-Pandemie. „Ich wollte eigentlich gerade im sechsten Gang durchstarten und musste dann erstmal den Rückwärtsgang einlegen“, erinnert sie sich. Statt Aufbruch herrschte plötzlich Stillstand und Unsicherheit. „Es war gut, dass wir diese Zeit zusammen durchgestanden haben“, erinnert sie sich. Nachfolge mit Fingerspitzengefühl
Bevor die Übergabe erfolgen konnte, gab es vieles zu besprechen. „Man sollte sich erst einmal klar machen, wie man sich die nächsten fünf, zehn oder zwanzig Jahre vorstellt – sowohl privat als auch beruflich. Das sollte jeder für sich tun und dann spricht man ge12
meinsam darüber.“ Zum Glück hatten sie und ihre Familie ähnliche Vorstellungen. Dennoch war viel Fingerspitzengefühl gefragt: „Man sollte sich nicht von seinem eigenen Ehrgeiz überrollen lassen und den Weg der Vorgängergeneration wertschätzen.“ Sie sei dankbar, dass ihre Eltern die neue Rollenverteilung von Anfang an mitgetragen haben. „Meine Eltern sind weiterhin da und wir besprechen vieles gemeinsam. Aber am Ende habe ich jetzt das letzte Wort.“ Auch rechtliche Fragen gehörten dazu: Verträge, Erbanteile, klare Regelungen. „Wir hatten einen sehr guten Notar, mit dem wir alles durchgesprochen und verschiedene Was-wäre-wenn-Szenarien durchgespielt haben.“ Neues Konzept, mehr Flexibilität Nicht nur innerhalb der Familie musste Friederike Menge Klarheit schaffen, sondern auch für sich selbst. „Man hat kein Backup und ist für jede Entscheidung verantwortlich“, sagt sie. Ihre Arbeit in Luxushotels im Ausland habe ihr zwar gezeigt, dass sie Verantwortung tragen kann, doch trotzdem blieben Zweifel. „Ich führe das Hotel in siebter Generation und möchte natürlich nicht die sein, die es verbockt.“ Ein Coaching habe ihr geholfen, auf ihr Bauchgefühl zu hören und Entscheidungen zu treffen. „Ich habe gelernt, dass es gesund ist zu zweifeln.“ Diese Klarheit half ihr auch bei einer der schwersten Entscheidungen: die Schließung des Restaurants. „Zuerst konnte ich mir das
wirtschaft 11+12/2025
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