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„Ich würde es jederzeit wieder machen“ Wie kommt es dazu, dass ein Unternehmer ohne gastronomische Erfahrung einen Traditionsbetrieb wie das Torhaus am Möhnesee übernimmt? Dr. Marcel Kaiser hat genau das getan – und zeigt, warum Nachfolge im Gastgewerbe manchmal neue Wege braucht, viel Verantwortung bedeutet und kein Erfolg ohne Kritik bleibt.
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Torhaus 2.0. Dr. Marcel Kaiser
r. Marcel Kaiser ist ein erfahrener Unternehmer, doch die Gastronomie war auch für ihn Neuland. Gegründet im Jahr 1911, wurde das Torhaus schließlich im Jahr 1999 vom langjährigen Betreiber Rüdiger Heising übernommen. Dieser machte es, so Kaiser, „zu dem, was es heute ist“ – mit Café, Restaurant und dem Skulpturengarten. Als Heising den Betrieb altersbedingt abgeben wollte, kam Kaiser ins Spiel: „Ich habe gehört, dass das Torhaus verkauft werden soll“, erzählt er. „Und mich hat es ehrlich gesagt gewundert, dass sich anscheinend niemand findet. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das nicht läuft – wenn man daran vorbeifährt, ist der Parkplatz doch immer voll.“ Neben dem Glauben an den wirtschaftlichen Erfolg gab es für Kaiser zwei weitere Gründe, die für die Übernahme sprachen. Das Torhaus ist nicht seine erste unternehmerische Station. 2017 übernahm er den Rettungsdienst Hagelstein, 2022 folgte das Institut für Notfallmedizin. Mit dieser Struktur im Hintergrund gab es ein praktisches Motiv: „Unsere Unternehmen haben jeden Tag Gäste und wir brauchten einen Ort, an dem man diese empfangen kann auch Montagmittags“, so Kaiser. Dieses eigene Bedürfnis war der zweite Beweggrund für den Einstieg in die Gastronomie. Schließlich spielte auch die persönliche Verbindung eine Rolle: „Ich war bereits als Kind mit meinen Großeltern oft im Torhaus. Es ist einfach ein besonderer Ort.“ Herausforderungen und Investitionen Doch so vielversprechend der Einstieg auch
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klang – die Realität der Gastronomiebranche brachte eigene Herausforderungen mit sich. „Gastronomie ist schon speziell. Natürlich haben viele erstmal gefragt, ob ich verrückt geworden bin“, erinnert sich Kaiser lachend. Anders als bei seinen bisherigen Unternehmen steht er im Torhaus stärker im öffentlichen Fokus: „Man kann jetzt einfach zu mir hinkommen. Das ist bei meinen anderen Unternehmen so nicht der Fall.“ Gleichzeitig sei der Druck enorm: An Spitzentagen verlassen 1200 Teller die Küche – hinzu kommen Kuchenverkauf, ein kleiner Hotelbetrieb und Veranstaltungen. „Die Kunden haben hohe Ansprüche und erwarten Qualität. Wir spüren aber auch, dass wir in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten leben. Daran müssen wir unser Angebot anpassen.“ Trotz der erfolgreichen Übernahme zeigt die Geschichte des Torhauses die Herausforderungen bei der Nachfolge in der Gastronomie: Investitionsrisiken, Finanzierungshürden, Erwartungsdruck und die Notwendigkeit, sich weiterzuentwickeln. „Als wir das Torhaus übernommen haben, war klar, dass es eine Weiterentwicklung geben muss“, so Kaiser. „Wir sprechen gerne vom Torhaus 2.0.“ Elektrik, Kühltechnik und Brandmeldeanlagen mussten erneuert werden, außerdem entstand ein Wintergarten mit 180 zusätzlichen Plätzen. „Früher gab es oft das Problem, dass bei einem Schauer plötzlich alle Gäste vom Außenbereich nach drinnen wollten – dafür war aber kein Platz. Jetzt können wir das auffangen.“ Insgesamt fünf Millionen Euro hat Marcel Kaiser in das Torhaus investiert. Für Banken sei die Gastronomie kein interessantes Geschäft, sagt Kaiser. Dennoch gelang
wirtschaft 11+12/2025
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