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editorial
Richtig Schulden machen
Jörg Nolte Hauptgeschäftsführer
Nachhaltige wirtschaft-
liche Entwicklung entsteht nicht
durch Geldspritzen, sondern durch gute Rahmenbedingungen.
wirtschaft 05+06/2025
Deutschland steht vor gewaltigen Herausforderungen – auch jenseits der Frage nach der äußeren Sicherheit. Die Infrastruktur bröckelt, Schulen sind marode, Straßen und Brücken sanierungsbedürftig. Investitionen sind also dringend nötig. Und da klingt das Versprechen, eine halbe Billion Euro dafür locker zu machen, erstmal sehr vernünftig. Schließlich profitiert die Wirtschaft insgesamt, wenn öffentliche Aufträge vergeben werden. Neue Impulse könnten eine Sonderkonjunktur auslösen. Und doch laufen wir aktuell Gefahr, dass mit einer Rekordverschuldung von 500 Milliarden Euro jeglicher Druck verpufft, den überbordenden Staatshaushalt zu sanieren und die überfällige Deregulierung, Bürokratieentlastung und Verfahrensbeschleunigung sowie die drängenden Reformen der Sozialversicherungssysteme anzugehen. Wenn die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nicht massiv verbessert wird, kann aus dem 500-Milliarden-Topf ein kostspieliges Strohfeuer entstehen, das unsere finanzielle Handlungsfähigkeit in Zukunft einschränkt.
Dabei ist die Verschuldung per se gewöhnlicher Teil öffentlicher und privater Investitionstätigkeit. Sich Geld zu leihen ist auch für einen Staat kein Makel. Es sollte aber immer eine konkrete Renditeabsicht zugrunde liegen. Für Deutschland heißt das: exakt die Finanzierungslücke zu schließen, die auch nach Reformen und Sparmaßnahmen bleibt, um unserer starken Wirtschaft eine leistungsstarke Infrastruktur und unseren Kindern gut ausgestatte Schulen zu bieten. Verliert man diese Ziele aus den Augen, verpufft der Impuls – und wir stehen in wenigen Jahren vor der gleichen Misere, nur mit noch mehr Schulden. Genau deshalb ist es wichtig, den Fokus nicht allein auf das kurzfristig verfügbare Kapital zu richten. Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung entsteht nicht durch Geldspritzen, sondern durch gute Rahmenbedingungen. Schulden können dabei helfen, Lücken zu schließen, aber sie ersetzen nicht die Weitsicht, die wir jetzt brauchen.
Ihr Jörg Nolte
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